Häufig entstehen Konflikte und Lernfrust aus der Überzeugung, dass Hausaufgaben überflüssig sind. Doch Hausaufgaben erfüllen einen ganz konkreten Zweck. Sie sind gut, um das im Unterricht Gelernte zu festigen, zu üben und anzuwenden. Der Schulpädagoge Prof. Dr. Ludwig Haag meint, mäßiges, regelmäßiges Lernen sei entscheidend für den Lernerfolg. Außerdem seien Hausaufgaben wichtig, um Kinder an ein geregeltes, selbstständiges und strukturiertes Arbeiten zu gewöhnen. Zuletzt erhält der Lehrer durch Hausaufgaben wichtige Rückmeldungen. Hat Ihr Kind den Stoff verstanden oder gibt es noch Lücken? Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Funktion von Hausaufgaben, um den Widerwillen zu bremsen und die Motivation zu fördern.
Unsere folgenden Tipps unterstützen Ihr Kind dabei, schnelle und nachhaltige Erfolge zu erzielen und vor allem stressfrei zu lernen.
1. Konzentriert Hausaufgaben erledigen? Die Lernumgebung macht’s
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind einen ruhigen und hellen Platz für die Hausaufgaben hat. Ein fester Arbeitsplatz, an dem alle notwendigen Arbeitsmaterialien bereitliegen, spart dabei Zeit und Energie. Die Umgebung sollte ruhig und frei von Spielsachen sein. Geschwister, Fernseher, Radio und Haushaltsgeräte lenken Ihr Kind nur ab. Das erschwert die Bearbeitung der Hausaufgaben unnötig und zieht sie in die Länge. Bei leichten Aufgaben wie Ausschneiden, Kleben und Ausmalen sind Musik und Hörspiele jedoch okay.
2. Zur richtigen Zeit stressfrei lernen
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wann es am besten lernen kann. Jedes Kind hat seine eigenen Lieblings-Zeiten, an denen das Lernen besonders gut klappt. Manche setzen sich gleich nach der Schule hin, andere brauchen vielleicht erst einmal eine Pause. Um kräftezehrende Diskussionen zu vermeiden, ist das Anlegen eines Wochenplans sinnvoll. Tragen Sie hier gemeinsam mit Ihrem Kind die Hausaufgabenzeiten ein. Berücksichtigen Sie dabei die individuellen Lernzeiten Ihres Kindes, die Länge der Schultage und Nachmittagsaktivitäten. Halten Sie die Zeiten dabei flexibel – wichtiger als die strikte Einhaltung fester Termine ist, dass die Hausaufgaben ohne Stress erledigt werden.
3. Freiraum lassen
Grundsätzlich sollten Schüler ihre Hausaufgaben selbstständig machen. Doch gerade am Anfang der Schulkarriere kann es sein, dass Kinder noch mehr Unterstützung brauchen. Seien Sie daher bei Fragen ansprechbar, aber vermeiden Sie es, direkt neben Ihrem Kind zu sitzen. Das setzt Ihr Kind nur unter Druck und lenkt ab – stressfrei zu lernen, wird so schwierig. Besser ist es, die Hausaufgaben nach Fertigstellung gemeinsam durchzusprechen. Je älter Ihr Kind ist, umso mehr sollten Sie sich zurückhalten.
4. Vertrauen Sie Ihrem Kind
Unerwünschte Kontrollfragen oder Tipps zum Lernen sind eher kontraproduktiv. Sie mindern das Selbstvertrauen und die Motivation. In der Regel sind die Aufgaben so gestellt, dass Schüler sie allein bewältigen können. Trauen Sie Ihrem Kind also ruhig etwas zu – so gehen Sie dem Stress bei den Hausaufgaben sinnvoll aus dem Weg.
5. Anstöße geben, Lerntechniken vermitteln
Professionelle Lerntechniken können bei den Hausaufgaben sehr hilfreich sein. Informieren Sie sich zum Beispiel über Mindmaps oder Lernkarten. Mit diesen Methoden gelangt Ihr Kind selbstständig zum Lernerfolg – und das Ganze macht auch gleich viel mehr Spaß. Sinnvoll ist es auch, die Hausaufgaben in kleine Einheiten einzuteilen. Dabei sollte Ihr Kind mit einer leichten Übung beginnen. Das schnelle Abhaken motiviert und „wärmt auf“ für die folgenden schwierigen oder ungeliebten Aufgaben.
6. Tipps zum Lernen geben, statt Lösungen vorsagen
Ihr Kind hat eine Frage? Geben Sie nicht gleich die richtige Antwort. Verweisen Sie stattdessen auf Lernwege. Erklären Sie zum Beispiel, wo Ihr Kind ein Wort nachschlagen kann oder eine Musteraufgabe findet. Beantwortet sich Ihr Kind die Frage selbst, kann es stolz auf den eigenen Lernerfolg sein. Und: Selbst erarbeitetes Wissen bleibt Ihrem Kind länger im Gedächtnis als vorgesagte Antworten.
7. Positives Feedback geben, Fehler erlauben
Mit einem Lob für zügiges und konzentriertes Arbeiten fördern Sie die Motivation Ihres Kindes. Unbedingt vermeiden sollten Sie hingegen, die Hausaufgaben als Druckmittel zu benutzen. Dadurch werden sie eher negativ wahrgenommen. Widerwillen ist so vorprogrammiert. Akzeptieren Sie es auch, wenn Ihr Kind nicht alles auf Anhieb richtig macht. Für den Lehrer sind Fehler eine gute Möglichkeit, das Lerntempo und eventuelle Schwächen seiner Schüler zu erkennen.
8. Wecken Sie die Neugier
Wenn die Motivation fehlt, wirken Kontrolle oder Belohnungen nur kurzfristig. Hat das Kind jedoch echtes Interesse am Thema, ist die Motivation ein Selbstläufer. Zeigen Sie Ihrem Kind deshalb Beispiele, in welchen Situationen des täglichen Lebens es den erlernten Stoff aus der Schule einsetzen kann. Oder sprechen Sie über Ziele und Berufswünsche, Stärken und Schwächen Ihres Kindes. So bekommt der Schulstoff einen realen Bezug und die Lernziele werden greifbarer. Mehr zum Thema: Whitepaper Lernmotivation steigern
9. Im zeitlichen Rahmen bleiben
Wie lang Ihr Kind an den Hausaufgaben sitzen sollte, ist abhängig von Klassenstufe und Schulform. Erkundigen Sie sich dazu am besten beim Lehrer. Wer feststellt, dass sein Kind täglich zu viel Zeit für die Hausaufgaben benötigt, sollte das Gespräch mit dem Lehrer suchen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen.
10. Pausen einlegen
Für optimale Lernerfolge müssen auch Pausen gemacht werden. Jedes Kind kann sich nur eine begrenzte Zeit am Stück konzentrieren. Für 5- bis 7-Jährige geht man von 15 Minuten aus, für 8- bis 9-Jährige von 20 Minuten. 10- bis 12-Jährige können sich ca. 30 Minuten konzentrieren. Nach dieser Zeit sollten Sie für eine Unterbrechung sorgen. Frische Luft, Bewegung und ein Getränk machen den Kopf wieder frei. Nach der Pause lernt es sich dann wieder umso besser. Mehr zum Thema: Konzentration steigern